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Der gute Ton am Arbeitsplatz

erschienen in: HCP Journal, 4. Jahrgang, Nr. 2/2013, Seite 13

Für schwerhörige Kollegen ist das Arbeitsleben manchmal voller Hindernisse. Das Projekt hörkomm.de unterstützt Unternehmen bei der Einrichtung hörfreundlicher Arbeitsumgebungen.

Die besonderen Bedürfnisse schwerhöriger Beschäftigter werden im Arbeitsleben selten wahrgenommen. Auch beim Hamburger Online-Händler OTTO wurden Verantwortliche eher zufällig auf das Thema Höreinschränkung und seine Folgen am Arbeitsplatz aufmerksam. Nach einer Schwerbehindertenversammlung des Unternehmens, bei der Gebärdensprachdolmetscher das Gesagte für gehörlose Beschäftigte übersetzten, wandte sich eine Teilnehmerin an Bettina Kringel von der Schwerbehindertenvertretung. Die schwerhörige Kollegin trug ein Hörgerät und berichtete, dass auch sie von den Gebärdensprachdolmetschern profitierte.

Daraufhin entstand im Unternehmen die Idee, sich regelmäßig mit betroffenen Kollegen und Kolleginnen auszutauschen, um mehr über die Hindernisse in ihrem Arbeitsleben zu erfahren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Seit 2010 finden die Treffen einmal im Jahr statt und haben bereits neue Erkenntnisse und Verbesserungen im Betrieb erbracht.

Mit dieser Initiative ist das Unternehmen eines der wenigen, das sich für seine schwerhörigen Mitarbeiter engagiert. Aufgrund seines Vorbildcharakters wurde es vom Projekt hörkomm.de als ein Best-Practice-Beispiel aufgenommen. Ziel des Projektes ist es, mehr Unternehmen für das Thema Schwerhörigkeit zu sensibilisieren und gemeinsam mit ihnen Barrieren für betroffene Arbeitnehmer abzubauen. Denn im Zuge des demografischen Wandels und einer zunehmend älteren Belegschaft könnten in den Betrieben bald mehr Mitarbeiter mit einer Hörschädigung anzutreffen sein. Zwar kann eine Schwerhörigkeit auch in jungen Jahren auftreten, doch mit nachlassendem Hörvermögen im Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, von Hördefiziten betroffen zu sein. Heute gelten bereits 25 Prozent der 50- bis 59-Jährigen als schwerhörig.

Die Probleme, denen schwerhörige Menschen am Arbeitsplatz begegnen, sind vielfältig und nicht immer mit einem Hörgerät zu beheben. So können laute Stör- und Nebengeräusche oder eine schlechte Raumakustik die Kommunikation trotz Hörgerät beeinträchtigen. Auch Kollegen und Vorgesetzte wissen manchmal nicht, auf was sie achten sollen, wenn sie mit einem höreingeschränkten Kollegen sprechen. Oftmals verschweigen die Betroffenen selbst ihre Schwerhörigkeit, weil sie einen Makel befürchten. Hörgeräte werden häufig mit Alter und Gebrechlichkeit verbunden.

Hier setzt das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte und von der DIAS GmbH, Hamburg, ausgeführte Projekt hörkomm.de an. In Zusammenarbeit mit Unternehmen, Selbsthilfeorganisationen und technischen Sachverständigen entwickelt es einen Handlungsleitfaden zur Einrichtung barrierefreier Arbeitsplätze. Dabei konzentriert sich das Projekt auf die drei Bereiche Unternehmenskultur und soziales Miteinander, Raumakustik und technische Kommunikationsmittel.

Unternehmen und Verwaltungen können sich an diesem Projekt beteiligen. Gemeinsam mit Verantwortlichen aus den Bereichen Gesundheitsmanagement, Personalverwaltung oder Schwerbehindertenvertretung erarbeitet es Konzepte für Verbesserungen, begleitet deren Umsetzung und dokumentiert sie als Pilotanwendungen ebenfalls unter www.hörkomm.de.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an:

DIAS GmbH – Projekt hörkomm.de
Heike Clauss
Schulterblatt 36
20357 Hamburg
Tel.: 040/431875-15

www.hörkomm.de

Autorin: Ann-Britt Petersen