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Geeignete technische Hilfen für Telefonie einsetzen

Externer Telefonverstärker, in Telefongerät eingestöpselt.

(Quelle: amplicom)

Personen mit Hörschädigung können durch den Einsatz spezieller technischer Hilfen bei der Nutzung von Telefonen unterstützt werden. Die Lautstärke der Sprachübertragung wird z. B. durch zusätzliche Telefonverstärker angehoben.

1 Telefonverstärker

Telefonverstärker sind externe Zusatzgeräte, die an vorhandene Telefone angebracht werden.
Telefonverstärker verstärken das Signal, das durch den Telefonhörer des Festnetztelefons übermittelt wird. Neben der Lautstärke können bei vielen Geräten auch Höhen und Tiefen des Signals reguliert werden.

Es gibt stationäre und mobile Telefonverstärker für Festnetztelefone. Sie unterscheiden sich u. a. durch den Aufwand, der nötig ist, um sie in ein bestehendes Telefonsystem zu integrieren. Die Stromversorgung der Telefonverstärker geschieht entweder per Batterie oder mittels eines Netzteiles. Spezielle Schwerhörigentelefone verfügen bereits über eine eingebaute Hörverstärkungsfunktion.

1.1 Stationäre Telefonverstärker

Externe Verstärker werden in den Audioausgang eingestöpselt, der bei Festnetztelefonen für den Telefonhörer vorgesehen ist. Das Hörerkabel wird nun wiederum im Verstärker eingeklinkt, so dass die Sprachsignale durch den Verstärker laufen und vor der Ausgabe durch den Lautsprecher des Telefonhörers reguliert werden können (siehe Bild). Hierbei erreichen externe Telefonverstärker Leistungen bis zu 40 dB. Neben der Regulierung der Lautstärke ist auch eine Veränderung der Tonhöhe möglich.

Externer Telefonverstärker, in Telefongerät eingestöpselt., Grossansicht öffnen

(Quelle: amplicom)

Verstärker erfordern ausstöpselbaren Hörer

Um einen externen Verstärker nutzen zu können, muss ein Festnetztelefon mit einem externen Hörer vorhanden sein, der aus dem Apparat ausgestöpselt werden kann. Zumeist wird von Verstärkern ein sogenannter RJ-Stecker verwendet, der Eingang am Telefon muss hiermit kompatibel sein. Für Schnurlostelefone können solche Verstärker nicht verwendet werden.

1.2 Mobile Telefonverstärker

Mobile Telefonverstärker sind für den Zweck konstruiert, schnell an vorgefundenen Festnetztelefonen angebracht zu werden. Dazu verfügen die Verstärker über unterschiedliche Anbringungsvorrichtungen. Verbreitet ist die Anbringung mittels einer Schlaufe, mit der der Verstärker an der Hörmuschel des Hörers fixiert wird. Die Abnahme des Sprachsignals erfolgt durch ein Mikrofon, das im mobilen Verstärker integriert ist. Die Stromversorgung erfolgt mittels Batterien.

Mobiler Telefonverstärker, quadratisch mit Befestigungsschlinge., Grossansicht öffnen

(Quelle: Geemarc)

2 Telefonieren mit Induktionsschlinge

Telefonieren ist für Hörgeräteträger auch deswegen problematisch, weil die durch den Hörer übermittelte Qualität des Sprachsignals zu wünschen übrig lässt. Mit Hilfe von Freisprechvorrichtungen und Headsets kann die Übertragungsqualität verbessert werden.

Hierbei macht man sich die Funktion der in vielen Hörgeräten bzw. am Cochlea-Implantat eingebauten Telefonspule zunutze: In den Audioausgang eines Festnetz- oder Mobiltelefones eingestöpselt, wandelt eine um den Hals gehängte Induktionsschlinge oder zwei um das Ohr gehängte Induktionsbügel elektrische Sprachsignale in elektromagnetische Signale um. Die von der Teleschlinge ausgesendeten Signale können dann vom Hörgerät bzw. dem Cochlea-Implantat direkt empfangen werden. Voraussetzung dieser Technik ist, dass das Hörgerät bzw. das Cochlea-Implantat über eine Telefonspule und ein entsprechendes Programm verfügt, das am Hörgerät bzw. Cochlea-Implantat eingestellt werden kann.

Mann mit um den Hals gelegter Induktionsschlinge, die in ein Mobiltelefon eingestöpselt ist., Grossansicht öffnen

(Quelle: Geemarc)

Die Übertragung der Sprachsignale vom Telefon zur Induktionsschlinge oder zum Induktionsbügel kann alternativ auch per Bluetooth erfolgen. In diesem Fall entfällt das Einstöpseln in das Telefon. Stattdessen wird ein Bluetooth-Transmitter bereitgehalten, der vom Telefon erkannt werden muss. 

Bluetoothempfänger mit Induktionsbügeln., Grossansicht öffnen

(Quelle: Geemarc)

3 Anrufsignalisierung

Wenn Klingeltöne nicht mehr zuverlässig wahrgenommen werden, muss die Art und Weise der Anrufsignalisierung verändert werden. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Verstärkung des Klingeltones
  • Lichtsignalisierung
  • Vibrationssignale

Die verschiedenen Signalisierungsfunktionen sind zum Teil schon in handelsüblichen Festnetztelefonen und Mobiltelefonen integriert. Ein Beispiel wäre der Vibrationsalarm beim Mobiltelefon. Auch spezielle Schwerhörigentelefone verfügen über mehrere Anrufsignalisierungsstrategien. Durch externe Anrufsignalisierer kann grundsätzlich jedes beliebige Festnetztelefon nachträglich aufgerüstet werden.

Die Signalgeber kann man unabhängig von der Signalart – also verstärktes Klingeln, Licht oder Vibration – dadurch unterscheiden, wie Signale des Telefons zum externen Signalgerät gelangen. Die Geräte werden entweder mit einem Kabel direkt an das Telefon angeschlossen oder übermitteln die Signale per Funk. Geräte mit Kabelübertragung sind kostengünstiger, jedoch nicht so flexibel einsetzbar. Bei Funkübertragung ist es z. B. möglich, einen mobilen Empfänger ständig mitzuführen bzw. in beliebiger Entfernung zu installieren.

Im Bild unten: Ein mobiles Gerät zum Empfang von Telefonsignalen und anderen Signalen.

Mobiler Empfänger für Signale von unterschiedlichen Sendern., Grossansicht öffnen

(Quelle: Bellman & Symfon)

Kombinierte Signalisierungsfunktionen

Die meisten externen Signalisierungsgeräte kombinieren mehrere Signalisierungsstrategien: sie verstärken z. B. den Klingelton und senden gleichzeitig Lichtsignale. Es handelt sich oft auch um Modulgeräte, die nicht nur Signale von Telefonen, sondern auch von anderen Signalquellen wie Türklingel, Feueralarmmeldern usw. empfangen können.

3.1 Klingeltonverstärkung

Klingeltonverstärker sind externe Zusatzgeräte, die an vorhandene Telefone angekoppelt werden.
Mittels externer Klingeltonverstärker kann sowohl die Lautstärke als auch die Tonhöhe des Klingeltons angehoben werden. Bei manchen Geräten können zusätzlich unterschiedliche Klingelimpulse gewählt werden. Auch dies soll die Wahrnehmung von eingehenden Anrufen unterstützen. Schwerhörigentelefone verfügen bereits über eingebaute Klingelverstärkungsfunktionen.

Klingeltonverstärker mit Reglern für Lautstärke und Tonhöhe., Grossansicht öffnen

(Quelle: Bellman & Symfon)

3.2 Lichtsignale

Die Funktionsweise von Lichtsignalanlagen ist denkbar einfach: wenn ein Anruf eingeht, erfolgen Lichtsignale in Form von Lichtblitzen. Bei Schwerhörigentelefonen ist eine Lichtsignalisierung meist integriert. Wenn hörgeschädigte Personen ein konventionelles Telefon nutzen möchten, kann ein externes Lichtsignalgerät angeschlossen werden. Bei externen Geräten ist zumeist auch eine Regulierung der Impulsfrequenz der Lichtblitze möglich.

Freistehende Lichtsignalanlage auf Tisch. Kegelförmig, mit mehreren Signalleuchten., Grossansicht öffnen

(Quelle: Bellman & Symfon)

3.3 Vibrationssignale

Moderne Mobiltelefone haben eine Vibrationsfunktion eingebaut, die zur Anrufsignalisierung genutzt werden kann.

Bei Festnetztelefonen ist zumeist die Nachrüstung mit speziellen Vibrationssendern notwendig. Lediglich einige schnurlose Schwerhörigentelefone verfügen über einen integrierten Vibrationsalarm. Die Vibrationssender sind entweder mit einem Kabel an das Telefon angeschlossen und werden in unmittelbarer Nähe zum Telefon plaziert. Alternativ kann auch ein mobiler Funk-Vibrationssignalgeber mitgeführt werden, der die Anrufsignale von einem am Telefon platzierten Sender empfängt. Der mobile Signalgeber ist sinnvollerweise am Körper bzw. in körpernah anliegender Kleidung zu tragen.

Vibrationskissen in weiß, mit Kabel.

(Quelle: amplicom)

4 Schwerhörigentelefone

Spezielle Schwerhörigentelefone verfügen serienmäßig über viele der oben beschriebenen Funktionen, die für Hörgeschädigte hilfreich bei der Telekommunikation sind: Die Regulierung der Hörerlautstärke und des Hörertons ist genauso möglich wie das Anheben der Klingeltonlautstärke auf bis zu 90 dB.

Viele Schwerhörigentelefone haben zur Anrufsignalisierung auch zusätzlich Lichtsignale integriert. Zudem zeichnen sich diese Geräte dadurch aus, dass eine direkte Übertragung von Sprachsignalen an das Hörgerät oder an das Cochlea-Implantat mittels elektromagnetischem Hörerteil möglich ist: Die Hörerkapsel strahlt in Form elektromagnetischer Schwingungen verschlüsselte Sprachsignale aus.

Frau mit Schwerhörigentelefon, erkennbar durch abgegebenen Signalblitz., Grossansicht öffnen

(Quelle: Humantechnik)

Es sind sowohl Festnetztelefone als auch Mobiltelefone für Personen mit Hörschädigung erhältlich.

Hörgeräteträger telefonieren mit Telefonspule

Wenn im Hörgerät oder im Cochlea-Implantat eine sogenannte Telefonspule vorhanden ist, können Hörgeräteträger das Signal direkt im Hörgerät oder im Cochlea-Implantat empfangen. Hierzu wird das Hörgerät auf das Programm „T“ (Telefonspule) umgestellt bzw. am Cochlea-Implantat die entsprechende Aktivierung je nach Gerätemodell vorgenommen und die Hörmuschel des Telefonhörers an das Hörgerät bzw. das Implantat-Steuergerät (nicht an das Ohr!) gehalten.

Das Design von Schwerhörigentelefonen ist nicht selten auffällig, da z. B. oft ungewöhnlich große Tasten verwendet werden. Manche Schwerhörigentelefone sind jedoch nicht von herkömmlichen Telefonen zu unterscheiden.

Zwei Schwerhörigentelefone mit großen Tasten., Grossansicht öffnen

(Quelle: amplicom)

Zwei Schwerhörigentelefone, Design wie normales Telefon., Grossansicht öffnen

(Quelle: Phonic Ear)

5 Hörgeräte und Cochlea-Implantate mit hilfreichen Schnittstellen

Falls Sie schon ein Hörgerät besitzen, sollte dies möglichst kompatibel sein mit externen Geräten, die zur Sprachübertragung dienen bzw. diese verbessern. Wichtige Beispiele für solche externen Geräte sind das Telefon und Sprachübertragungsanlagen. Um diese Geräte optimal nutzen zu können, müssen Hörgeräte bzw. Cochlea-Implantate entsprechende Ausstattungen haben:

  • Eine Telefonspule ist vorhanden.
  • Eine Steckvorrichtung für das Anstecken eines Audioschuhes ist vorhanden.

5.1 Telefonspule

Als Telefonspule, T-Spule oder Induktionsspule bezeichnet man ein Bauteil, welches in vielen Hörgeräten integriert ist. Die Telefonspule kann Sprachsignale, die in Form elektromagnetischer Spannung verschlüsselt sind, direkt empfangen und an das Gehör weiterleiten. Dies ist der Sprachqualität und dem Verstehen zuträglich.

Die Hörer von speziellen Schwerhörigentelefonen sondern elektromagnetisch verschlüsselte Sprachsignale ab, die von der T-Spule empfangen werden können. Hierzu wird das Hörgerät auf das Programm „T“ (Telefonspule) umgestellt bzw. am Cochlea-Implantat die entsprechende Aktivierung je nach Gerätemodell vorgenommen und die Hörermuschel des Telefons an das mit dem Hörgerät bzw. dem Cochlea-Implantat versorgte Ohr gehalten.

Bei Telefonen ohne elektromagnetisch wirkenden Hörer kann auf die Verwendung einer sogenannten Teleschlinge (siehe unten) zurückgegriffen werden. Diese wandelt elektrische Sprachsignale in elektromagnetische Spannung um und erlaubt so die Nutzung der T-Spule.

5.2 Audioschuh

Als Audioschuh bezeichnet man einen Adapter, welcher auf ein Hinter-dem-Ohr Hörgerät aufgesteckt werden kann. Der Audioschuh erweitert die Funktionalitäten des Hörgerätes: Auf ihn kann ein FM-Empfänger aufgesteckt werden oder er wird per Audiokabel direkt mit einer Audio-Quelle verbunden. Auf diese Weise ist es möglich, die Signale externer Audio-Geräte wie Radio, Fernseher usw. direkt im Hörgerät zu empfangen.

Darüber hinaus können bei Veranstaltungen durch den Einsatz von Sprachübertragungsanlagen und Audioschuh Sprachsignale direkt und unauffällig ans Gehör übertragen werden. Voraussetzung für die Verwendung eines Audioschuhs ist, dass am Hörgerät spezielle Steckverbindungen existieren. Es ist nicht bei allen HdO-Hörgeräten möglich, einen Audioschuh anzubringen. Bei In-dem-Ohr Hörgeräten ist dies grundsätzlich nicht möglich.

Im Bild zu sehen ist ein HdO-Hörgerät mit Audioschuh und Audiokabel. Zu erkennen ist der dreipolige Stecker des Audiokabels, der in den Audioschuh eingesteckt wird. Anstatt des Audiokabels kann an selber Stelle ein FM-Empfänger eingesteckt werden.

Hörgerät mit Audioschuh und Audiokabel., Grossansicht öffnen

(Quelle: Carsten Ruhe)

Im Bild unten: Ein FM-Empfänger zum Aufstecken auf ein HdO-Hörgerät mit Steckanschluß.

Aufsteckbarer FM-Empfänger für Hörgeräte mit Audioschuh., Grossansicht öffnen

(Quelle: Phonak)

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