Schriftdolmetscher

Schriftdolmetscher schreiben das gesprochene Wort simultan mit. Alle Wortbeiträge können so von hörbeeinträchtigten, schriftsprach-kompetenten Teilnehmenden mitgelesen werden. Die Visualisierung der Wortbeiträge erfolgt mittels Laptop oder Tablet. Wenn mehrere Personen mitlesen möchten, eignet sich die Visualisierung über einen Beamer auf einer Leinwand. Diese wird gut sichtbar direkt neben die eigentliche Präsentation projiziert.

Bei längeren Einsätzen arbeiten Schriftdolmetscher in einer Doppelbesetzung, um sich abwechseln zu können. Zur eigenen Vorbereitung und zur Anpassung ihrer Technik auf die Fachbegriffe des Einsatzes bitten Schriftdolmetscher in der Regel vorab um die Zusendung von Materialien wie Präsentationen oder Handouts. Eine Mitschrift des Gesprächsverlaufs kann – das Einverständnis aller Gesprächspartner vorausgesetzt – gegen eine zusätzliche Gebühr bei den Schriftdolmetschern beauftragt werden. Der Stundensatz für Schriftdolmetscher variiert je nach Zertifizierung und Bundesland. Ein Kostenvoranschlag kann hier Planungssicherheit verschaffen.

Kontaktdaten von Dolmetschern bzw. Dolmetschervermittlungen finden Sie in der Rubrik „Wichtige Adressen“: Dolmetschdienste. Empfehlenswert ist die Buchung von Schriftdolmetschern mit anerkanntem Zertifikat.

Arbeitstechniken

Schriftdolmetscher arbeiten mit verschiedenen Techniken und Ansätzen, um Lautsprache in Schriftsprache zu übertragen:

Spracherkennungsverfahren

Der Schriftdolmetscher spricht in ein maskenartiges Mikrofon, den sogenannten Sylencer. Der Sylencer wird genutzt, um die Stimme des Nutzers beim Dolmetschen zu dämpfen und gleichzeitig Störlärm von außen zu reduzieren. So kann die Spracherkennungssoftware, die auf die individuelle Sprechart des Schriftdolmetschers programmiert wurde, eine höchstmögliche Worterkennung erreichen. Erkennungsfehler werden von Hand korrigiert.

Was spricht dafür/dagegen:

  • Simultan- und Wort-für-Wort-Übersetzung, so dass der hörgeschädigte Kunde das Gesagte als Text nahezu in Echtzeit mitlesen kann
  • Verbreitetste Methode unter deutschen Schriftdolmetschern
  • Durch die Spracherkennung kann – insbesondere in kleineren Räumen, in denen der/die Dolmetscher in nächster Nähe zum Publikum sitzt/sitzen – ein leichtes Hintergrundgeräusch wahrnehmbar sein („gedämpftes Murmeln“)

Konventionelle Schnellschreib-Methode

Der Schriftdolmetscher arbeitet mit einer herkömmlichen Computertastatur und wendet das 10-Finger-Schreibverfahren an. In der Regel werden Inhalte in zusammengefasster Form übermittelt.

Was spricht dafür/dagegen:

  • In der Regel keine Wort-für-Wort-Mitschrift möglich
  • Verzögerung der Dolmetschung im Vergleich zum originalen Wortbeitrag

Computerkompatible Maschinen-Stenografie

Der Schriftdolmetscher arbeitet mit einer Stenografie-Tastatur und einer speziellen Software, die Tastenkombinationen oder Wortsilben in Wörter umwandelt. Die Stenografie-Tastatur liegt zwischen den Knien des Dolmetschers. Weil nicht Buchstaben, sondern Silben getippt werden, erscheint die Mitschrift schneller als auf einer klassischen Tastatur.

Was spricht dafür/dagegen:

  • Simultan- und Wort-für-Wort-Übersetzung
  • Seltene Technik unter deutschen Schriftdolmetschern

Finanzierung

Arbeitgeber, die in ihrem Betrieb anerkannt schwerbehinderte (GdB 50 und höher) oder dieser Gruppe gleichgestellte (GdB 30 bis unter 50) hörgeschädigte Menschen beschäftigen, können beim Einsatz von Schriftdolmetschern einen Zuschuss im Rahmen des Nachteilsausgleichs beim Integrationsamt beantragen. Sind die Einsätze regelmäßig erforderlich, können sie auch für einen längeren Zeitraum bewilligt werden.

Hörgeschädigte Menschen mit anerkannter Schwerbehinderung bzw. Gleichgestellte haben u.a. in den Bereichen Ausbildung und Beschäftigung einen Anspruch auf Hilfen zur Kommunikation. Dazu gehören auch Schriftdolmetscher. Grundlagen zur Finanzierung von Kommunikationshilfen sind im Sozialgesetzbuch, im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und der Kommunikationshilfe-Verordnung (KHV) festgeschrieben. Im Rahmen eines Persönlichen Budgets werden die Kosten nach Feststellung des individuellen Bedarfs von verschiedenen Kostenträgern übernommen, wie etwa dem Integrationsamt, der Arbeitsagentur, der Krankenkasse oder der Rentenversicherung.