Sie sind hier: hörkomm.de > Infothek > Hörgeräte > Hörgerätetypen

Hörgerätetypen

Unterscheiden kann man zwischen Im-Ohr-Geräten und Hinter-dem-Ohr-Geräten. Beide Typen haben ihre Vorteile.

Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO)

Hinter-dem-Ohr Hörgerät mit Münze zum Größenvergleich, Grossansicht öffnen

Quelle: Widex

Eignung: bei leichter, mittlerer und hochgradiger Hörminderung

Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte sind in Deutschland die am häufigsten verbreitete Bauform. Bei ihnen sitzen die Mikrofone, Verstärker und Lautsprecher in einem Gehäuse hinter dem Ohr. Über einen transparenten Schallschlauch wird der Schall in ein Ohrpassstück im äußeren Gehörgang geleitet. Das Ohrpassstück, auch Otoplastik genannt, wird individuell vom Hörgeräteakustiker an den Gehörgang angepasst. Bohrungen in der Otoplastik sollen die Belüftung des Gehörgangs gewährleisten.

Bei leichterer Hörminderung kann für das Ohrstück die sogenannte „offene Versorgung“ gewählt werden. Sie erfolgt entweder durch maßangefertigte Otoplastiken, die den Gehörgang weitestgehend offen halten oder durch kleine schirmförmige Standardhalteelemente, die den Schallschlauch im Gehörgang abstützen, diesen aber nicht verschließen. Diese Systeme werden oft als Dünnschlauchsysteme, Minischlauchsysteme oder Schirmchengeräte bezeichnet. Da die passgenaue Otoplastik einen besseren Halt gewährleistet, empfehlen viele Hörgeräteakustiker diese Form der Versorgung.

Die „offene Versorgung“ hat den Vorteil, dass die Töne, die noch gut gehört werden können, ungehindert in das Ohr gelangen und nicht vom Hörgerät verstärkt werden. Auf diese Weise entsteht trotz Hörsystem ein relativ natürlicher Höreindruck.

Hinter-dem-Ohr-Geräte eignen sich auch zur Versorgung bei hochgradiger Schwerhörigkeit. Die hohe Verstärkungsleistung ist möglich, da die Elektronik, insbesondere die großen Lautsprecher, Platz in dem Gehäuse hinter dem Ohr finden. Und auch bei hoher Verstärkung treten Rückkopplungssignale, also ein unangenehmes Pfeifen, weniger häufig auf als bei vergleichsweise starken Im-Ohr-Geräten. Ein Grund hierfür ist die größere Entfernung zwischen Mikrofon (hinter dem Ohr) und dem Schallaustritt im Gehörgang.

Vorteile von Hinter-dem-Ohr-Geräten:

  • Sie sind universell bei unterschiedlichen Hörminderungen einsetzbar.
  • Es können große, leistungsstärkere Batterien genutzt werden, die alle 5-14 Tage ausgetauscht werden müssen.
  • Sie verfügen häufiger über Schnittstellen wie Bluetooth, Telefonspule oder Audioeingang, was für die Anbindung von externen Geräten wie Computer, Telefon und FM-Anlagen wichtig ist.
  • Bei der offenen Versorgung bleibt der Gehörgang gut belüftet. So kann die Feuchtigkeitsbildung im Gehörgang reduziert werden. Die eigene Stimme oder Kau- und Schluckgeräusche werden bei der offenen Versorgung als weitgehend normal wahrgenommen.

Im-Ohr-Geräte

Im-Ohr-Hörgerät, Grossansicht öffnen

Quelle: Audio Service

Eignung: bei leichter bis mittelgradiger Hörminderung

Im-Ohr-Geräte werden vollständig in der Ohrmuschel oder im Gehörgang getragen. Alle Bauteile befinden sich in einer maßangefertigten Im-Ohr-Otoplastik, die in den Gehörgang eingeführt wird. Dabei gibt es unterschiedliche Größen: Die Spanne reicht von sogenannten Concha-Geräten, die die gesamte Ohrmuschel (Concha) ausfüllen, bis hin zu winzigen Gehörgangs-Geräten (CIC: Completely in the Canal), die von außen fast nicht mehr zu sehen sind. Diese Geräte haben meist einen Nylonzugfaden, um das Hörsystem bei Nichtgebrauch wieder aus dem Gehörgang ziehen zu können.

Viele Nutzer wünschen sich ein möglichst unauffälliges Hörsystem, das von anderen nicht wahrgenommen werden kann. Aufgrund des Hörverlustes und anderer Indikationen ist die Versorgung mit Im-Ohr-Hörsystemen allerdings nicht immer möglich. Zum Tragen der kleineren Gehörgangsgeräte muss der Gehörgang groß genug und entsprechend geformt sein.

Zu beachten ist: Je kleiner die Im-Ohr-Geräte sind, desto weniger Platz besteht für Belüftungsbohrungen. Neben der besseren Belüftung des Gehörgangs sollen diese Bohrungen verhindern, dass die eigenen Körpergeräusche (Sprache, Kauen usw.) als unnatürlich wahrgenommen werden.

Für Personen mit motorischen Problemen, z.B. durch Arthritis, stellen kleine Im-Ohr-Geräte höhere Anforderungen an die Fingerfertigkeit, so etwa beim Einsetzen oder dem Batteriewechsel.

Vorteile von Im-Ohr-Geräten

  • Kleine Im-Ohr-Geräte sind unauffällig und aus kosmetischen Gründen beliebt
  • Brillenträger können den Vorteil haben, dass nicht zusätzlich zur Brille ein Gehäuse hinter dem Ohr stört
  • Gutes Richtungshören bzw. räumliches Hören wird ermöglicht, da die Schallaufnahme direkt über die Ohrmuschel in den Gehörgang stattfindet. Dies entspricht einer Schallaufnahme genauso wie beim hörgesunden Menschen
  • Windgeräusche können weniger stark als bei einem HdO-Gerät auftreten