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Geeignete Kommunikationstechnik einsetzen

Drei Personen sitzen am Tisch und sind im Gespräch. Ein älterer Mann mit Ohrstöpseln und Kommunikationsgerät in der Hand und zwei jüngere Personen, ein Mann und eine Frau.

(Quelle: Bellman & Symfon)

Bei Veranstaltungen und Besprechungen wird oft spezielle Kommunikationstechnik genutzt. Diese steht bei informell geprägten und auch flexibel geführten Gesprächen meist nicht zur Verfügung. Deswegen müssen flexible Lösungen gefunden werden, die nicht an bestimmte Räumlichkeiten gebunden sind.

Eine auf adäquate Hörgeräteversorgung aufbauende Nutzung von mobilen Sprachübertragungssystemen kann hier eine Lösung sein. Aber auch schon bei scheinbar "trivialen" Dingen wie der Gesprächseröffnung können Probleme auftreten.

1 Gesprächseröffnung als Problem

Ähnlich, wie dem Telefongespräch das Klingeln des Telefons vorausgeht, werden Gespräche im Arbeitsalltag oft dadurch eingeleitet, dass ein Arbeitskollege an die Tür des anderen „anklopft“ um festzustellen, ob ein Gespräch gerade möglich ist. Bei Personen mit Hörbeeinträchtigung ergibt sich hier oft das Problem, dass sie akustische Signalisierungen überhören. Es müssen deswegen technische Lösungen gefunden werden, um hörgeschädigte Personen darauf aufmerksam zu machen, dass andere Arbeitnehmer gerade etwas „von ihnen wollen“.

Position des Arbeitsplatzes von hörbeeinträchtigten Personen beachten

In manchen Fällen kann eine hörgeschädigte Person nicht gleich erkennen, dass eine Person anwesend ist, die mit ihnen reden möchte. Dies kann z. B. dann der Fall sein, wenn die hörgeschädigte Person in einem Büroraum mit dem Rücken zur Tür platziert ist. Deswegen sollte eine solche Sitzweise unbedingt vermieden werden.

2 Technische Lösungen für die Gesprächseröffnung

Wenn akustische Signale wie das „Anklopfen“ oder die Türklingel nicht zuverlässig wahrgenommen werden können, hilft spezielle Technik weiter, die akustische Signale z. B. in Lichtsignale umwandelt. Entsprechende Signalisierungssysteme gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen:

Bei der einfachsten Ausführung sind Sensoren und Lichtsignalgeber in ein und dasselbe Gerät integriert. Diese Systeme können direkt in eine Tür – z. B. eine Bürotür – eingehängt werden. Sie registrieren mittels Sensoren akustische Ereignisse wie Türklopfen und reagieren mit Lichtblitzen. Vielfach verwendet werden aber auch Systeme im "Baustein"-Prinzip: ein Sensor sendet das Aktivierungssignal für das Licht an "Empfänger"-Signalgeber, die in verschiedenen Räumen verteilt sein können. Die Signalübermittlung erfolgt per Kabel oder drahtlos über Funk.

Im Bild unten: Mittels eines an der Tür angebrachten Magneten wird beim Öffnen der Tür ein Schalter betätigt, der einen Impuls zum Sender weiterleitet. Der Sender meldet an die verfügbaren Empfänger, das ein Besucher den Raum betreten hat.

An eine Glastür angebrachter Magnetauslöser, an der Wand daneben die Sendevorrichtung., Grossansicht öffnen

(Quelle: Bellman & Symfon)

Empfänger für Anklopf-Signale

Empfänger werden sowohl in Form von Lichtblitzlampen angeboten, die im Sichtfeld der hörgeschädigten Person angebracht werden und visuell informieren, als auch in Form von akustischen Signalgebern, die sehr laut eingestellt werden können. Auch kombinierte Geräte mit Lichtblitzen und akustischen Signalen sind erhältlich.

Daneben existieren auch mobile Empfänger. Bei solchen Empfängern kann gewählt werden, ob ein Lichtsignal oder aber auch Vibration über ein Ereignis informiert. Die Empfänger sind meist handlich und können in der Hosentasche mitgeführt werden. Dies ist von Vorteil, wenn sich die hörgeschädigte Person in mehreren Räumen bewegt und die Türklingel überall registriert werden soll.

Die Empfänger können integriert werden in ein System aus Signalisierungssendern, so dass über denselben Empfänger z. B. Informationen über Telefonklingeln, Rauchmelderalarmierung etc. erhalten werden können.

Mobiler Empfänger für Signale von unterschiedlichen Sendern., Grossansicht öffnen

(Quelle: Bellman & Symfon)

Im Bild unten ist ein Lichtsignalgeber zu sehen.

Freistehende Lichtsignalanlage auf Tisch. Kegelförmig, mit mehreren Signalleuchten., Grossansicht öffnen

(Quelle: Bellman & Symfon)

3 Hörgeräte mit hilfreichen Schnittstellen

Falls Sie schon ein Hörgerät besitzen, sollte dies möglichst kompatibel sein mit externen Geräten, die zur Sprachübertragung dienen bzw. diese verbessern. Wichtige Beispiele für solche externen Geräte sind das Telefon und die Sprachübertragungsanlage. Um diese Geräte optimal nutzen zu können, müssen Hörgeräte besonders über zwei Eigenschaften verfügen:

  • Eine Telefonspule ist vorhanden.
  • Steckvorrichtungen für die Ausstattung mit einem Audioschuh sind vorhanden.

Telefonspule

Als Telefonspule, T-Spule oder Induktionsspule bezeichnet man ein Bauteil, welches in vielen Hörgeräten integriert ist. Die Telefonspule kann Sprachsignale, die in Form elektromagnetischer Spannung verschlüsselt sind, direkt empfangen und an das Gehör weiterleiten. Dies ist der Sprachqualität und dem Verstehen zuträglich.

Entsprechend kodierte Sprachinformationen treten heute besonders in zwei Bereichen auf:

  • Telefonie: Die Hörer von speziellen Schwerhörigentelefonen geben elektromagnetisch verschlüsselte Sprachsignale ab, die von der T-Spule empfangen werden können. Bei normalen Telefonen ist auch die Verwendung einer sogenannten Teleschlinge üblich, die elektrische Sprachsignale in elektromagnetische Spannung umwandelt und so die Nutzung der T-Spule erlaubt.
  • Öffentliche Veranstaltungen: Induktive Höranlagen, die bei Veranstaltungen Personen mit Höreinschränkung unterstützen, arbeiten mit elektromagnetischen Sprachsignalen

Zum Empfang der Sprachsignale muss das Hörgerät auf das Programm „T“ (Telefonspule) umgestellt werden.

Audioschuh

Als Audioschuh bezeichnet man einen Adapter, welcher auf ein Hinter-dem-Ohr Hörgerät aufgesteckt werden kann. Der Audioschuh erweitert die Funktionalitäten des Hörgerätes: Auf ihn kann ein FM-Empfänger aufgesteckt werden oder er wird per Audiokabel direkt mit einer Audio-Quelle verbunden. Auf diese Weise ist es möglich, die Signale externer Audio-Geräte wie Radio, Fernseher usw. direkt im Hörgerät zu empfangen.

Darüber hinaus können bei Veranstaltungen durch den Einsatz von Sprachübertragungsanlagen und Audioschuh Sprachsignale direkt und unauffällig ans Gehör übertragen werden. Voraussetzung für die Verwendung eines Audioschuhs ist, dass am Hörgerät spezielle Steckverbindungen existieren. Es ist nicht bei allen HdO-Hörgeräten möglich, einen Audioschuh anzubringen. Bei In-dem-Ohr Hörgeräten ist dies grundsätzlich nicht möglich.

Im Bild zu sehen ist ein HdO-Hörgerät mit Audioschuh und Audiokabel. Zu erkennen ist der dreipolige Stecker des Audiokabels, der in den Audioschuh eingesteckt wird. Anstatt des Audiokabels kann an selber Stelle ein FM-Empfänger eingesteckt werden.

Hörgerät mit Audioschuh und Audiokabel., Grossansicht öffnen

(Quelle: Carsten Ruhe)

Im Bild unten: Ein FM-Empfänger zum Aufstecken auf einen Audioschuh.

Aufsteckbarer FM-Empfänger für Hörgeräte mit Audioschuh., Grossansicht öffnen

(Quelle: Phonak)

4 Mobile Sprachübertragung

Schematische Darstellung einer Vortragssituation. Ein Sprecher mit um den Hals gehängtem Sender und ein Hörer mit um den Hals gehängtem Empfänger., Grossansicht öffnen

(Quelle: Bellman & Symfon)

Mittels mobiler Sprachübertragungsanlagen kann Sprachschall direkt und ohne Qualitätsverluste an das menschliche Gehör geleitet werden. Die Technologie wird normalerweise von Personen mit Hörbeeinträchtigung als Ergänzung zu einem bereits genutzten Hörgerät mitgeführt und zu Besprechungen und Veranstaltungen mitgebracht.

Mobile Sprachübertragungsanlagen bestehen immer aus zwei Komponenten: einem Sender und einem Empfänger. Der Sender nimmt das Sprachsignal direkt beim Sprecher ab und übermittelt es im Raum. Für die Abnahme des Sprachsignals verfügen Sender über zwei Möglichkeiten:

  1. Nutzschall wird mittels Audiokabel in den Sender eingespeist. Ein Audioeingang erlaubt die Aufnahme von externen Audioquellen (z. B. von einem Verstärker einer Beschallungsanlage).
  2. Sprache wird mittels Richtmikrofon aufgenommen. Hierzu wird das Gerät vor einen einzelnen Sprecher (z. B. vor einen Vortragenden bei einer Veranstaltung), auf den Besprechungstisch oder auch vor eine beliebige technische Audioquelle (z. B. einen Lautsprecher) gelegt.

Auch für den Empfang gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Das vom Sendegerät per FM übermittelte Signal wird in einem speziellen, am Körper getragenen Empfangsgerät aufgenommen und in elektromagnetische Spannung umgewandelt. In dieser Form kann es von Hörgeräten, die mit einer Telefonspule ausgestattet sind, direkt aufgenommen werden.
  2. Das persönliche Hörgerät verfügt über einen sogenannten FM-Audioschuh. Ohne Umweg über ein spezielles Empfangsgerät wird das Sendersignal direkt am Hörgerät empfangen.

Die Übertragungsreichweite des Senders ist von der Art der verwendeten Antenne abhängig. Senderreichweiten von bis zu 30 Metern können erreicht werden. Somit ist auch bei größeren Veranstaltungen der direkte Empfang von Sprachschall möglich.

Mobile Sprachübertragung auch für Veranstaltungen geeignet

Das FM-Signal kann vom eingebauten Mikrofon der Sprachübertragungsanlage problemlos über größere Entfernungen übermittelt werden. Auch bei größeren Besprechungen und Veranstaltungen ist so der direkte Empfang von Sprachschall möglich. Hierfür wird der Sender mit Mikrofon vor dem jeweiligen Sprecher platziert.

5 Hörverstärker

Hörverstärker mit einem Kopfhörer., Grossansicht öffnen

(Quelle: Phonic Ear)

Hörverstärker erhöhen für Personen, die noch kein Hörgerät tragen, auf einfache Weise das Hörvermögen: der Hörverstärker verfügt über ein empfindliches Mikrofon, welches Schall aufnimmt. Der aufgenommene Schall kann dann in seiner Lautstärke angehoben und weitergehend modelliert werden. Z. B. ist bei vielen Verstärkern die Veränderung der Tonhöhe möglich. Hörverstärker werden am Körper getragen, sie sind normalerweise mit einem Kopfhörer ausgestattet, um die verstärkten Signale ans Ohr zu übermitteln.

Diese Grundfunktionsweise von Hörverstärkern kann durch den Einsatz anderer Gerätekomponenten varieriert werden: Anstatt des Kopfhörers kann z. B. auch eine sogenannte Teleschlinge an den Verstärker angeschlossen werden. Hierdurch wird die Übertragung des verstärkten Sprachsignals an ein Hörgerät möglich.

Es ist auch möglich, per Audiokabel ein externes Mikrofon oder eine externe Audioquelle (z. B. einen Fernseher) an den Hörverstärker anzuschließen. In diesem Fall kann das Signal in hoher Qualität an das Gerät und ans Gehör weitergeleitet werden.

Telefonspule als Zusatzfunktion

Als zusätzliche Funktion verfügen viele Hörverstärker außerdem über eine sogenannte Telefonspule. Dadurch wird es möglich, dass in Räumlichkeiten, die mit einer induktiven Höranlage ausgestattet sind, Sprachsignale direkt vom Hörverstärker empfangen und ans Gehör weitergeleitet werden können. Solche Höranlagen werden bei vielen öffentlichen Veranstaltungen verwendet.

Weiterführende Informationen

Thema Hörgeräte mit hilfreichen Schnittstellen:

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