Sie sind hier: hörkomm.de > Infothek > Hörgeräte > Wie findet man geeignete Hörgeräte? > Wie findet man geeignete Hörgeräte?

Wie findet man geeignete Hörgeräte?

Eine Akustikerin setzt einem Kunden ein Hörgerät ein

Quelle: FGH

Der Prozess des schlechteren Hörens findet bei den meisten Menschen über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren statt. Dem sozialen Umfeld der Betroffenen wird hierbei die zunehmende Schwerhörigkeit relativ früh bewusst.

Ist dieser Zeitpunkt gekommen, sollte möglichst bald ein Hals-Nasen-Ohrenarzt aufgesucht werden. Dieser untersucht die Ohren und das Gehör und berät über rehabilitative Möglichkeiten. Bei Bedarf stellt der HNO-Arzt eine ärztliche Verordnung für Hörgeräte aus. Alternativ kann man zunächst auch einen Hörgeräteakustiker aufsuchen. Akustiker überprüfen kostenlos das Hörvermögen und informieren über das weitere Vorgehen. Falls behandelbare Krankheiten vorliegen, muss der Akustiker seine Kunden an einen Arzt verweisen.

Auswahl des Hörgeräte-Akustikers

Hörgeräteakustiker sind mit ihrer mindestens dreijährigen Ausbildung für die Anpassung von Hörsystemen spezialisiert. Da für den Prozess der Anpassung mehrere Besuche notwendig sind und auch nach dem Kauf der Hörgeräte eine kontinuierliche Nachsorge durch den Akustiker notwendig ist, empfiehlt es sich, einen Akustikerbetrieb in der Nähe auszuwählen.

Wenn Ihr erster Eindruck nicht positiv ist oder Ihnen auch im Laufe der Versorgung Zweifel kommen, scheuen Sie sich nicht, den Akustikerbetrieb zu wechseln. Abzuraten ist von einer Hörgeräteanpassungen durch den HNO-Arzt oder seiner Mitarbeiter. Diese sind in der Regel dafür nicht ausgebildet und das Sortiment ist beschränkt.

Individuelle Beratung und Auswahl von Hörsystemen

Aufgabe des Akustikers ist es, für Ihr Hörvermögen und Ihre Hörbedürfnisse individuelle Geräte zur Auswahl zu stellen. Aufgrund der eingangs durchgeführten Höruntersuchung stehen dem Hörgeräteakustiker die Basisdaten zur Vorauswahl von Hörsystemen zur Verfügung. Der Hörgeräteakustiker sollte zudem versuchen, Ihre individuellen Hörbedürfnisse genau zu erfassen. Dies kann informell in einem Beratungsgespräch oder mithilfe eines Fragebogens erfolgen.

Hilfreich ist es, wenn Sie versuchen, sich über einige Fragen bereits im Vorfeld Klarheit zu verschaffen:

  • In welchen Situationen fühlen Sie sich durch das schlechtere Hören besonders eingeschränkt (z.B. Gespräche bei lautem Hintergrundlärm, Fernsehen)?
  • In welchen Situationen ist es für Sie besonders wichtig besser zu hören (z.B. Gesprächssituationen bei der Arbeit, Konzertbesuche, Telefonieren)?
  • Welche Rolle spielt der kosmetische Aspekt? Soll das Hörgerät möglichst nicht auffallen oder ist das egal?
  • Sind extreme Anforderungen (Nässe,Schweiß, Staub, Erschütterungen o.ä.) z.B. durch Arbeit oder Sport zu erwarten?

Nach erfolgter Definierung der Anforderungen sollte der Hörgeräteakustiker über mögliche, für Sie in Frage kommende Hörsystem-Lösungen wie Hinter-dem-Ohr-Geräte oder Im-Ohr-Geräte aufklären. Dabei werden die wesentlichen Leistungsmerkmale von Hörgeräten erläutert und individuelle Anforderungen berücksichtigt.

Geräte Probe tragen

Aufgrund der gesammelten Daten wird der Akustiker Ihnen nun Geräte zum Probetragen vorschlagen (meist wird für jedes Ohr ein Hörgerät benötigt). Liegt die Entscheidung bei Im-Ohr-Geräten bzw. werden Ohrpassstücke benötigt, fertigt der Akustiker zunächst einen Ohrabdruck an.

Im Laufe des Anpassungsprozesses sollte der Akustiker Ihnen verschiedene Geräte zum Probetragen anbieten. Diese sollten Sie in jeweils unterschiedlichen Hörsituationen tragen. Das Protokollieren der Erfahrungen mit den Hörgeräten in verschiedenen Umgebungen und Situationen erleichtert evtl. im Nachhinein die Auswahl geeigneter Geräte. Dieser Service des Akustikers ist keine Pflichtleistung der Krankenkasse, allerdings werden Ihnen für das Probetragen in der Regel keine Kosten berechnet.

Aufgrund aktueller Verträge mit den gesetzlichen Krankenkassen sind die Akustiker dazu verpflichtet, Ihnen auch ein eigenanteilsfreies (zuzahlungsfreies) Hörgerät anzubieten, das dem aktuellen technischen Standard entspricht und zur Versorgung des Hörverlustes geeignet ist. Seien Sie hierfür offen, je nach individueller Anforderung sind diese Geräte durchaus ausreichend. So zeigt sich in der Praxis, dass Kunden mit teuren Geräten nicht zwangsläufig besser hören als mit günstigeren Modellen. Auch wenn der Preis keine Rolle spielt, lohnt es sich auf jeden Fall, „Mittelklasse-Geräte“ auszuprobieren.

Gleitende Anpassung

Vor allem bei einer Erstanpassung von Hörsystemen muss sich das Gehör erst wieder an die lauteren Schalleindrücke gewöhnen. Deswegen wird das Hörgerät zu Beginn nicht auf die „maximal benötigte Lautstärke“ gestellt, sondern die Verstärkungsleistung wird in den ersten Wochen und Monaten schrittweise angehoben. Wenn mit einem erprobten Hörgerät keine offensichtliche Hörverbesserung erzielt wurde, kann dies also auch an der gleitenden Anpassung des Gerätes liegen. Der Hörgeräteakustiker sollte gemeinsam mit Ihnen eine geeignete Einstellung finden.

Hörtraining/Audiotherapie

Ein zusätzliches Hörtraining kann den Erfolg der Hörgeräteanpassung unterstützen. Diese Zusatzleistungen werden mittlerweile von einigen Hörgeräteakustikern angeboten. Ziel des Hörtrainings ist es, das Sprachverstehen zu verbessern. Durch systematische akustische Anregung sollen Hörnerv und Gehirn „trainiert“ werden. Das Hörtraining sollte möglichst bereits parallel zur Hörgeräteanpassung durchgeführt werden. Es kann die Gewöhnung an die neuen Höreindrücke erleichtern und damit die Akzeptanz von Hörgeräten verbessern. Der Hörgeräteakustiker sollte Sie über die Möglichkeiten eines Hörtrainings (Audiotherapie) informieren.

Entscheidung für ein Hörgerät

Der Hörgeräteakustiker überprüft die Eignung der erprobten Hörgeräte durch Hör- und Sprachtests und erstellt abschließend einen Anpassbericht. Die Ergebnisse der Hörmessungen können als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl von Hörsystemen genutzt werden. Wesentlich ist aber auch das subjektive Empfinden der Hörsystemträger, denn die Messungen des Hörgeräteakustikers spiegeln nicht zwangsläufig das Sprachverstehen in realen Situationen wider. Zudem spielen individuelle Präferenzen, z.B. der Klang des Gerätes oder der Tragekomfort, eine große Rolle für die spätere Akzeptanz – also für das dauerhafte Tragen der Hörsysteme.

Der Anpassbericht ist die Voraussetzung für die Übernahme des Festbetragssatzes der entsprechenden Krankenkasse.

Kauf und Nachsorge

Die Krankenkasse ist verpflichtet Ihnen für die Dauer der regelmäßigen Nutzungszeit von sechs Jahren auch die Nachbetreuung durch den Hörgeräteakustiker zu ermöglichen.

Zur Nachbetreuung gehören Serviceleistungen wie die Reinigung der Otoplastiken, Batterie- und Schallschlauchwechsel, Nachbearbeitung und Erneuerung der Otoplastik, das Nachjustieren der Geräte und gegebenenfalls neue Hörmessungen. Die Nachsorge sollte in regelmäßigen Abständen zunächst vierteljährlich, später halbjährlich wahrgenommen werden.

Weitere Informationen

Deutscher Schwerhörigenbund e.V.: Hörgeräte-Versorgung
Sozialverband VdK Deutschland e.V.: "Auf dem Weg zum neuen Hörgerät"
DIAS GmbH: Hörhilfen
Wikipedia: Hörgerät

Zurück zur Übersicht