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Checkliste für Betroffene

Im akuten Stadium müssen Sie als Betroffene/r aktiv werden. Gerade in der Akutphase sollte jeder Stress umgangen werden. Empfehlenswert ist daher eine sofortige Krankschreibung, auch wenn Sie sich den beruflichen Anforderungen gewachsen glauben. Die folgende Checkliste zeigt Ihnen Wege auf, die nach dem aktuellen Stand der Forschung bei Tinnitus geeignet sind.

In der akuten Phase

  • Suchen Sie baldmöglichst einen Arzt auf.

    Gehen Sie zu einem HNO-Arzt, wenn Sie länger als 24 Stunden ein Ohrgeräusch wahrnehmen. Bitten Sie um eine sofortige Krankschreibung für ein bis zwei Wochen. Ihr Arzt wird Sie zu medikamentösen Therapieoptionen beraten und prüfen, ob Sie Arzneimittel einnehmen, die Ihre Ohrgeräusche auslösen könnten.

  • Gönnen Sie sich Ruhe und reduzieren Sie Stress.

    Ziehen Sie sich jedoch nicht vollständig zurück, da eine Fokussierung auf das Geräusch kontraproduktiv wirken kann. Um innere Ruhe zu erlernen, kann das Training einer Entspannungsmethode wie dem autogenen Training oder der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) hilfreich sein. Empfohlen wird auch ein gewisses Maß an körperlicher Bewegung, beispielsweise ein zügiger Spaziergang an der frischen Luft.

  • Versuchen Sie, sich mit einer leichten Geräuschkulisse zu umgeben.

    Angenehme Umweltgeräusche (Rauschen des Windes, Wasserplätschern, etc.) oder ruhige Musik lenken von der Tinnitus-Wahrnehmung ab. Diese sollen zudem das Gehirn anregen, den belästigenden Ton zunehmend zu überhören. Leise Höreindrücke können auch zum Einschlafen oder Abschalten wohltuend sein.

  • Meiden Sie Lärm und laute Musik.

    Falls Sie sich in Zukunft Lärm aussetzen müssen, nutzen Sie einen Gehörschutz. In unserer Rubrik "Lärmbelastungen vorbeugen" finden Sie Information zu gehörschädigenden Lautstärken.

  • Erproben Sie Hörgeräte, falls bei Ihnen ein Hörverlust diagnostiziert wurde.

    Hörgeräte können entlastend wirken, da das bessere Hören zu einer Dämpfung der Tinnitus-Wahrnehmung beiträgt. Falls Sie im Moment eher überempfindlich auf Geräusche reagieren, versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut mit Hörgeräten. Alles über Hörgeräte erfahren Sie in der gleichnamigen Rubrik.

Im chronischen Stadium

Ist Ihr Tinnitus chronisch, dann verzagen Sie nicht. Gestehen Sie sich Ihren Leidensdruck ein und holen Sie sich Hilfe.

  • Wenden Sie sich an ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Psychologen und Hörgeräteakustikern in Ihrer Nähe (Interdisziplinäre Tinnitus-Zentren / Kliniken mit Tinnitus-Ambulanz).

    Im chronischen Stadium wird keine ursächliche Therapie mehr verfolgt, sondern eine „Umlernstrategie“. Ziel ist es dann, besser mit dem Ohrgeräusch umgehen und den störenden Ton – wie andere unwichtige Hintergrundgeräusche – zunehmend überhören bzw. ausblenden zu können. Erarbeiten Sie gemeinsam mit den Fachleuten einen Therapieplan, der auf Ihre individuelle Situation eingeht. Zusätzlich zu medizinischer Beratung, Hörtherapie und Entspannung kommen folgende Bausteine in Betracht:

    Hörtechnik: Allein die Versorgung mit Hörgeräten bewirkt in der Regel zusätzlich zum besseren Hören eine Dämpfung der Tinnitus-Wahrnehmung. Für Betroffene ohne Hörverluste kann der Tinnitus durch Rausch-Generatoren (Noiser) teilweise verdeckt werden. Dadurch wird ein Gewöhnungseffekt unterstützt. Als Kombination aus Hörgerät und Rausch-Generator kommen Tinnitus-Instrumente in Betracht, die neben der Funktion der Hörverstärkung ein Rausch-Programm anbieten.

    Psychotherapeutische Verfahren: Sie kommen insbesondere für Betroffene mit dekompensiertem Tinnitus in Betracht. Die tinnitusspezifische kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat einen hohen Stellenwert und hilft, Muster aus typischen Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern.

    Eine weitere Option wäre in Absprache mit dem behandelnden Arzt ein stationärer Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik, die sich auf Tinnitus und Hören spezialisiert hat.

  • Informieren Sie sich bei der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. (DTL), ob es eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe gibt.

    Der Austausch in einer Selbsthilfegruppe wirkt oft positiv und zeigt Handlungsmöglichkeiten auf. „Tinnitus-Erfahrene“ können häufig nützliche Informationen zur Verfügung stellen.

Tinnitus-Checkliste für Betroffene:

In der akuten Phase

  • Zum HNO-Arzt gehen
  • Stress reduzieren und Entspannungsmethoden erlernen
  • Sich mit angenehmen Höreindrücken umgeben
  • Lärmbelastungen vermeiden
  • Hörgeräte erproben

Im chronischen Stadium

  • Beratung durch ein spezialisiertes Team aus Ärzten, Psychologen und Hörgeräteakustikern (Interdisziplinäre Tinnitus-Zentren / Kliniken mit Tinnitus-Ambulanz)
  • Austausch in einer Selbsthilfegruppe der Deutschen Tinnitus-Liga e.V.