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Checkliste: Mehr Ruhe im Großraumbüro

Da Lärm-Stress die Gesundheit von Beschäftigten belastet und ihre Leistungsfähigkeit senkt, sollte es im Interesse der Unternehmensführung sein, für gute akustische Verhältnisse zu sorgen. Spätestens wenn sich aber Mitarbeiter über Lärm-Belastungen im Büro beschweren, ist die Überprüfung und Begrenzung der Gefährdung geboten. Empfehlenswert ist hierfür die Bildung einer Arbeitsgruppe oder eines Gesundheitszirkels, gegebenenfalls unter Einbindung der Fachkraft für Arbeitssicherheit, dem Gesundheitsmanagement oder der Arbeitsmedizin, dem Facility-Management, der betrieblichen Mitbestimmung bzw. des Personalbereichs.

Analyse der Problemlage

  • Lassen Sie die Beschäftigten zu Wort kommen.

    Für die Beurteilung von Lärm-Belastungen im Büro sind die Aussagen der Betroffenen über Störungs- und Stresswirkungen, also deren subjektive Stress-Empfindungen, wichtig. Grundsätzlich eignen sich Mitarbeiterbefragungen als Analyseinstrument. Auch in Teambesprechungen oder im Rahmen eines Mitarbeitergesprächs unter vier Augen lassen sich solche Fragen klären. Zur systematischen Erfassung eignet sich ein Fragebogen, der Lärm-Quellen und Lärm-Orte ermittelt, wie z.B. der „Lärm-Check fürs Büro“. Er steht fertig zum Ausdrucken auf unserer Seite "Materialien zum Download" bereit. Werten Sie die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung aus und prüfen Sie, welche Lärm-Quellen in Ihrem Unternehmen als besonders störend empfunden werden.

  • Erfassen Sie Lärm-Belastungen objektiv.

    Durch eine Schallmessung lassen sich vorherrschende Pegelwerte mit arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen für Büroarbeitsplätze vergleichen. Schallmessungen können als sachliche und fachliche Expertise einen Handlungsbedarf unterstreichen.
    Einen ersten unverbindlichen Eindruck geben sogenannte „Schall-Apps“, die für internetfähige Mobiltelefone, z.T. kostenlos, zur Verfügung stehen. Suchen Sie in Ihrem App-Store beispielsweise unter dem Begriff „Schall“ (z.B. die Schall-App von KW). Mit der Schall-App lassen sich über einen selbst gewählten Zeitraum Werte verschiedener Tonhöhen und ihr Summenpegel ermitteln.
    Selbstverständlich können solche Schall-Apps professionelle Messungen nicht ersetzen. Belastbare Ergebnisse liefern nur Messungen, die durch Sachverständige bzw. Ingenieure für Akustik durchgeführt werden. Neben dem Tages-Expositionspegel, der im Verlauf eines Arbeitstages gemessen wird, ermitteln die Akustik-Experten nach Büroschluss im unbesetzten Büroraum weitere akustische Daten, wie z.B. den Nachhall.

Lösungsvorschläge

  • Lassen Sie sich beraten, wie die Raumakustik im Bestand zu verbessern ist.

    Eine gezielte Ausstattung mit schallschluckenden und schallabschirmenden Materialien sorgt für ein deutlich verbessertes akustisches Umfeld. Mehr hierzu erfahren Sie in unseren beiden Checklisten "Bestand".

  • Prüfen Sie, ob sich eine Veränderung von Sitzpositionen positiv auswirkt.

    Hilfreich kann beispielsweise die Gruppierung von Personen sein, die im Laufe ihres Arbeitstages häufig kommunizieren müssen. Im Gegenzug könnten Beschäftigte zusammensitzen, bei denen die Kommunikation nicht im Mittelpunkt steht.

  • Positionieren Sie geräuschvolle Anlagen und Bürotechnik abseits vom Büro.

    Auch das unterschwellige Brummen eines Druckers oder Servers stören. Bürotechnik ist deshalb in einem Nebenraum oder auf dem Flur besser aufgehoben.

  • Achten Sie in Büros, in denen viel telefoniert wird, auf Headsets mit guter Übertragungsqualität.

    Empfehlenswert sind zudem beidseitige Headsets, die Umgebungsgeräusche abschirmen (sogenanntes Noise-Cancelling). Wer seinen Telefonpartner gut versteht, wird seine Stimme beim Telefonat nicht in Lautstärke und Frequenz anheben, wie es der Lombard-Effekt voraussagt. Das wirkt sich auf den gesamten Lärmpegel im Büro reduzierend aus. Zudem hört sich die Stimme für den Gesprächspartner entspannter an. Das kann sich erheblich auf den Ablauf des Telefonates auswirken.

  • Unterstützen Sie die Teams dabei, eine Taktik für „Mehr Ruhe im Büro“ zu erarbeiten.

    Zusätzlich zu den raumakustischen Maßnahmen ist auch ein bewusster Umgang mit Lärm unter Teamkollegen hilfreich. Erarbeiten Sie in einer Teambesprechung oder einem Team-Workshop Vorschläge für ruhiges, lärmarmes Arbeiten. Beschließen Sie gemeinsam eine Taktik für „Mehr Ruhe im Büro“ und schaffen Sie hierfür Verbindlichkeit, indem Sie die Vereinbarung verschriftlichen und öffentlich machen. Ideen für „Mehr Ruhe im Büro“ sind vielfältig, z.B. die Klingeltöne von Telefonen möglichst leise einstellen, angenehme Töne auswählen, eine kurzfristige Aktivierung des Anrufbeantworters programmieren, informelle Gespräche unter Kollegen – auch kurze – in die Teeküche verlagern, Hintergrundmusik überdenken, Lüftungsverhalten abstimmen.

  • Entwickeln Sie eine „Gute Unternehmenspraxis Hören“.

    Erarbeiten Sie Grundsätze, die auf der Unternehmensebene eingehalten werden, wie z.B. ein Grundsatz zum Erwerb lärmarmer Arbeitsmittel oder ein Grundsatz über die Einhaltung der arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen eines Tages-Expositionspegels von 45 dB(A) bzw. 55 dB(A). Schaffen Sie hierfür Verbindlichkeit und machen Sie Ihre Ergebnisse (wie immer) öffentlich.

Checkliste: Büroarbeit

  • Beschäftigte befragen
  • Lärm-Belastungen objektivieren, ggf. Messungen durchführen
  • Maßnahmen für eine bessere Raumakustik etablieren
  • Sitzpositionen verändern
  • Geräuschvolle Technik abseits vom Büro positionieren
  • Auf Headsets mit besonderen Produktmerkmalen achten
  • Im Team eine Taktik für „Mehr Ruhe im Büro“ erarbeiten
  • Als Unternehmen eine „Gute Unternehmenspraxis Hören“ beschließen