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Checkliste: Barrierefreie Telefone

Was ist beim Kauf einer Telefonanlage und von Telefonen zu berücksichtigen?

    • Die Telefonanlage: Achten Sie auf gute Übertragungsqualität

      Von Telefonanlagen und Telefonen, die eine gute Sprachübertragung gewährleisten, profitieren höreingeschränkte Mitarbeiter mit und ohne Hörgerät – und natürlich auch alle guthörenden Beschäftigten.
      Eine Telefonanlage verbindet Endgeräte, etwa Telefone und Fax, sowohl untereinander als auch mit dem öffentlichen Telefonnetz. Das geschieht analog, digital (ISDN) oder per Internet mit Voice over IP (VoIP). Mit der technischen Entwicklung vom analogen Telefonieren über ISDN zu den heute aktuellen VoIP-Anlagen ist auch die Übertragungsqualität zunehmend besser geworden. So übermitteln analoge Anlagen Sprachsignale nur in einem Frequenzbereich von 300 bis 3400 Hertz. Zum Vergleich: Das menschliche Gehör kann Schallereignisse im Frequenzbereich von 16 Hertz bis 20.000 Hertz wahrnehmen, der Hauptsprachbereich liegt bei 250 bis 6.000 Hertz. Mit der ISDN-Telefonie wird hinsichtlich der Frequenzspanne meist kein besseres Ergebnis erreicht, durch die Digitalisierung ist aber immerhin das Hintergrundrauschen verschwunden. VoIP, also das Telefonieren über das Internet, liefert momentan die beste Sprachübertragung. Es werden Frequenzen im Bereich von ca. 50 bis 7000 Hertz übermittelt.
      Damit diese Vorteile zum Tragen kommen, ist allerdings auch eine schnelle Internetanbindung notwendig. Das bestmögliche Ergebnis wird aktuell mit einem SDSL-Anschluss oder noch schnelleren Verbindungen erreicht.

    • Nutzen Sie Telefone, die Sprache gut übertragen

      Wird eine VoIP-Anlage genutzt, benötigt man Telefone, die VoIP-fähig sind. Inzwischen können allerdings die meisten Telefone genutzt werden, da Internetrouter bereits als Telefonanlage fungieren. Besonders gute Ergebnisse erbringen HD- bzw. HDSP-Telefone. Sie arbeiten mit einem neuen Übertragungsstandard, der dazu führen soll, dass Gespräche in voller Frequenzbreite übertragen werden, die menschliche Stimme also real wiedergegeben wird. Allerdings ist dies nur möglich, wenn auch der Gesprächspartner ein HD-Telefon nutzt.

      Mobiltelefone: Auch viele Handys und Smartphones unterstützen inzwischen den HD-Standard. Allerdings muss das Mobilfunknetz auch HD unterstützen. Immer mehr Netze werden zurzeit entsprechend umgebaut. Mehr Infos unter http://de.wikipedia.org/wiki/HD-Telefonie

      Tipp: Die Technik verändert sich rasch und es gibt sehr unterschiedliche, individuelle Lösungen. Anhaltspunkte zur Sprachqualität einzelner Telefone bieten Testergebnisse von Fachzeitschriften oder vom Verbraucherschutz. Wichtig ist, eine gute Übertragungsqualität beim Kauf einer Anlage bzw. bei einer Ausschreibung als ein Kriterium festzulegen.

    • Fragen Sie nach Telefonen, die mit der Induktionsspule von Hörgeräten genutzt werden können

      Die meisten Hörgeräte verfügen über eine Induktions- oder Telefonspule, die die Sprachübertragung beim Telefonieren verbessert. Voraussetzung hierfür sind Telefone, deren Hörer ausreichende elektromagnetische Spannungen erzeugen. Während früher sämtliche Festnetztelefone per Induktionsspule genutzt werden konnten, gilt dies heute zwar noch für die meisten, aber nicht für alle. Leider findet man in Deutschland kaum Informationen zur diesbezüglichen Ausstattung der Telefone. Nur selten sind Telefone mit der Kennzeichnung „hörgerätekompatibel“ versehen.
      Sprechen Sie beim Kauf aber den Telefonanbieter darauf an bzw. legen Sie bei einer Ausschreibung die Hörgerätekompatibilität bezüglich des Telefonierens mit Induktionsspule als Auswahlkriterium fest.

      Mobiltelefone: Über die Barrierefreiheit von Handys und Smartphones informiert die Datenbank der „Global Accessibility Reporting Initiative“ (GARI) des internationalen Herstellerverbandes – Mobile Manufacturer Forum (MMF). Hier kann man unter anderem nach Mobiltelefonen suchen, die hörgerätekompatibel sind. Grundlage der Angaben bildet die amerikanische Verordnung Hearing Aid Compatibility (HAC).

      Tipp: Hörgerätekompatible Telefone stellen eine gute Voraussetzung dar, um schwerhörigen Menschen das Telefonieren zu ermöglichen. Wie gut Telefone per Induktion zu nutzen sind, hängt aber immer auch von der Qualität des jeweiligen Hörgerätes ab. Empfehlenswert ist es im Einzelfall immer, Telefon und Hörgerät gemeinsam zu erproben.

    • Ermöglichen Sie den Einsatz Bluetooth-fähiger Telefone

      Die Verbindung von Telefon und Hörgerät per Bluetooth ist die aktuellste Lösung zum Telefonieren. Immer mehr Hörgeräte ab der mittleren Preisklasse verfügen über die Möglichkeit der Bluetooth-Anbindung.
      Voraussetzung sind natürlich auch Bluetooth-fähige Telefone: Die meisten Mobiltelefone sind heute entsprechend ausgerüstet und auch im Bereich der Festnetztelefone gibt es Bluetooth-fähige Geräte. An Telefone ohne Bluetooth-Schnittstelle können außerdem spezielle Funkadapter angeschlossen werden.
      Das Problem ist jedoch, dass es verschiedene Bluetooth-Standards gibt. So kann es sein, dass Hörgeräte und Telefon nicht zueinander „passen“. Aus diesem Grund ist im individuellen Fall das Ausprobieren unerlässlich. Verschiedene Hörgerätehersteller bieten für ihre Hörsysteme eigene Bluetooth-Adapter für das Telefon an. So ist die Kompatibilität gewährleistet.

    • Hohe Lautstärkenausgabe für Hörer wählbar

      Was bei Mobiltelefonen üblich, ist nicht bei allen Festnetztelefonen möglich: die Angleichung der Hörerlautstärke an die eigenen Bedürfnisse. Für viele Beschäftigte wird das die einfachste Lösung sein, um den Gesprächspartner besser verstehen zu können.

    • Telefone mit Audio-Ausgang wählen

      Zum Anschluss von zusätzlichen Hilfsmitteln an das Telefon ist ein Audioausgang (Klinkenanschluss) erforderlich. Ist dieser Ausgang vorhanden, können Hörgerät und Telefon über Kabel, Funk oder Induktion miteinander verbunden werden.

    • Hörer aussteckbar

      Damit ggf. ein externer Hörverstärker angeschlossen werden kann, sollte der Hörer von kabelgebundenen Telefonen aussteckbar sein. Bei den heutigen Festnetztelefonen ist dies wohl durchgängig der Fall.

    • Lautstärke des Klingeltons sollte einstellbar sein

      Für Personen mit schwerer Höreinschränkung bzw. für Beschäftigte, die sich in weiterer Entfernung zum Telefon aufhalten, ist es sinnvoll, wenn sich der Klingelton sehr laut stellen lässt und auch verschiedene Klingeltöne wählbar sind.

    • Zusätzliche optische Informationen vorhanden

      Zusätzliche visuell wahrnehmbare Informationen unterstützen beim Telefonieren, z.B., wenn beim Klingeln des Telefons ein Licht aufleuchtet oder das Besetzt-Zeichen auch auf dem Display angezeigt wird.

Checkliste: Barrierefreie Telefone

  • Die Telefonanlage: Achten Sie auf gute Übertragungsqualität
  • Nutzen Sie Telefone, die Sprache gut übertragen
  • Fragen Sie nach Telefonen, die mit der Induktionsspule von Hörgeräten genutzt werden können
  • Ermöglichen Sie den Einsatz Bluetooth-fähiger Telefone
  • Hohe Lautstärkenausgabe für Hörer wählbar
  • Telefone mit Audio-Ausgang wählen
  • Hörer aussteckbar
  • Lautstärke des Klingeltons sollte einstellbar sein
  • Zusätzliche optische Informationen vorhanden